Bewohnt einfach anders – Leerstand neu gedacht!
20.12.20Abschluss des Kooperationsprojektes zwischen der Stadt Adorf/Vogtl. und der Technischen Universität München: Im Rahmen der Demografiewerkstatt Kommunen startete die Stadt Adorf eine Leerstandsinitiative. Um neue Ideen zu sammeln, wurde die TU München ins Boot geholt. Ca. 20 Studierende des Lehrstuhls für Entwerfen und Konstruieren unter Leitung von Prof. Florian Nagler nahmen im Sommersemester 2020 drei leerstehende Objekte in Adorf unter die Lupe und entwickelten Gedanken und Entwürfe dazu.
Untersucht und kreativ bearbeitet wurden die
- "Wolfsschlucht" am Markt,
- die Gebäude Freiberger Str. 1-5 sowie die
- Gründerzeithäuserzeile in der Lessingstraße gegenüber der Zentralschule.
Ursprünglich waren mehrere Zusammenkünfte mit den Studierenden und Adorfer Bürgerinnen und Bürgern vor Ort geplant, was dann coronabedingt so leider nicht stattfinden konnte. Stattdessen wählten Stadt und TUM ein anderes Format, das sich als gute Alternative erwies: drei Online-Bürgerdialoge fanden zwischen Mai und Juli 2020 statt. Verantwortliche der Stadt (Bürgermeister, Stadträte, Verwaltung), die Adorfer Wohnungsgesellschaft und Adorfer Bürgerinnen und Bürger tauschten sich in unterschiedlichsten Entwurfsstadien mit den Studierenden aus.
Pro Objekt gab es drei Arbeitsgruppen. Die fertigen Entwürfe werden nun noch einmal auf verschiedenen Wegen an die Öffentlichkeit gebracht und ausgestellt:
- Die Seite www.bewohnt-einfach-anders.de vereint sämtliche Entwürfe und enthält von den Studierenden selbstgedrehte Videoclips dazu, in denen die Ideen da-hinter erklärt werden.
- Ein Kurzfilm zum gesamten Projekt, der auch Ausschnitte aus den Bürgerdialogen enthält, ist nicht nur auf dieser Website, sondern auch im Internetauftritt der Stadt Adorf zu finden.
- Im Youtube-Kanal der Stadt Adorf/Vogtl. sind mehrere Videos zum Gesamtprojekt abrufbar.
- Eine Sonderausgabe des Videopodcasts Architecture C+C der TU München beschäftigt sich ebenfalls mit dem Adorfer Projekt
- An der Litfasssäule auf dem Adorfer Markt sind ab sofort die Entwürfe auf großformatigen Plakaten ausgestellt. Platzbedingt ist das nur wechselweise möglich, der Wechsel erfolgt ca. alle 2-3 Wochen.
Die Entwürfe zeugen von einer unbefangenen Herangehensweise und beinhalten ganz unterschiedliche Denkansätze zu einer möglichen Nutzung. Nahezu alle beinhalten als Leitthema das „Einander begegnen“ bzw. „Begegnungen ermöglichen“.
Das Projekt diente dazu, neue und alternative Nutzungsideen für die betreffenden Gebäude zu sammeln und gleichzeitig den Studierenden zu ermöglichen, ein Lehrprojekt mit praktischem Bezug durchzuführen. Catarina Wagenstaller schildert ihre Eindrücke im Juni 2020 folgendermaßen:
„Adorf – anders als erwartet… Mich freut es sehr, dass die TU München über den Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruie-ren, von Professor Florian Nagler, das Semesterprojekt „Leerstand und Stadtentwicklung neu gedacht in Adorf/Vogtl.“ gestartet hat. Warum? Für mich als Studentin ist es mit am Schönsten, dass ich bei Projekten an der Uni meinen Idealen Ausdruck verleihen und Ideen verfolgen kann, die in der Realität so vielleicht nicht in den Fokus gelangen würden. Dieses freie, idealisierte oder auch unvoreingenommene Denken bietet so manches Mal den Nähr-boden, auf dem wunderbare Idee keimen und wachsen können. Dieses Projekt ist eine Chance, bei dem alle Beteiligten gewinnen können. Wir als Studenten gehen mit Begeisterung an ein Projekt, stehen im Austausch mit den Leuten vor Ort. Es geht auf keinen Fall darum, von außen etwas überzustülpen – im Gegenteil. Wir nehmen alle Eindrücke auf, schütteln sie quasi einmal kräftig und mischen sie mit ein wenig unkonventionellen Gedanken. Dadurch entstehen architektonische Entwürfe bzw. allgemeine Lösungsansätze, die man so nicht erwartet hätte. Die Einwohner Adorfs bekommen damit die ein oder andere unverbindliche Idee, aus der sie selbst etwas entwickeln können. Mit Begeisterung schaue ich auf das was vor uns liegt und was daraus entstehen kann. Ich bin schon richtig gespannt auf die nächsten Schritte.“
Und wie geht es weiter?
Es sind Ideen, Nutzungsgedanken und Umsetzungsansätze. Am ehesten ist ein Aufgreifen der Ergebnisse in der Freiberger Straße 1-5 denkbar, da der Eigentümer, die Wohnungsgesellschaft Adorf/Vogtl. mbH, hier ohnehin in absehbarer Zeit sanieren will. Es bleibt abzuwarten, welche Ideen sich hier umsetzen lassen. Die Studierenden, die Adorf im Laufe des Projektes besucht haben, haben durchaus vor einmal wiederzukommen – und das nicht nur um die Entwicklung „ihrer“ Gebäude weiter zu verfolgen.
Zwölf Monate DWK-Integration – Erfolge, Hürden und Ausblicke
13.12.20Ein einjähriges Teilprojekt umzusetzen ist generell eine Herausforderung, in diesem Jahr aber eine ganz besondere. Zum Jahresbeginn und Start der fünf ausgewählten Mikroprojekte für DWK-Integration wurden Zeitpläne, Veranstaltungen und Ideen entwickelt, die aber mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen vielfach obsolet wurden. In den kommenden Wochen im Frühling wurden Projektpläne häufig umgeschrieben und kreative, digitale Lösungen waren nötig, um die angedachten Inhalte dennoch umsetzen zu können. Wie sich zeigt, konnten die Kommunen trotz dieser besonderen Umstände einiges auf den Weg bringen:
Das Ziel des Teilprojektes DWK-Integration, Angebote und Informationen im Bereich Integration auf kommunaler Ebene zusammen zu führen und zielgruppengerecht aufzubereiten, wurde trotz der genannten Einschränkungen erreicht. Neue Modelle für den Zuzug von ausländischer Bevölkerung (mit und ohne Fluchthintergrund) und deren Integration wurden entwickelt, die zum einen in den Kommunen weiter etabliert werden und auch zu Vorbildern für Nachbarkommunen wurden. Einige geplante Veranstaltungen oder Treffen werden in den kommenden Sommer verschoben bzw. in die bereits vorhandene Demografiestrategie mit aufgenommen.
Außerdem gelang es zum Beispiel in Adorf durch die Verbesserung der Sprachkompetenz von Migrantinnen und Migranten und in Dithmarschen mit dem Mentoring-Projekt für Migrantinnen und Migranten mit akademischer Ausbildung die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu fördern. Halte- und Bleibefaktoren entstanden ebenso durch die absolvierten Sprach- und Weiterbildungskurse für Migrantinnen wie im Landkreis Ludwigslust-Parchim, einem Film und Materialien für Migranteninnen und Migranten zur Gesundheitsversorgung im Landkreis Emsland sowie durch die technische Implementation einer Datenbank (samt der „Befüllung“ der Datenbank mit Bildungs- und Beratungsangeboten interner und externer Akteure) im Regionalverband Saarbücken. Mit einer Weiterführung der Inhalte dieser Mikroprojekte ist zudem die Chance verbunden, den Folgen regionaler demografischer Entwicklungen entgegenzutreten. Bei allen Projekten zeigte sich, dass zwar die digitalen Formate eine sinnvolle Unterstützung und auch kurzzeitig eine Möglichkeit bieten, um den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber sie sind kein Ersatz zu Präsenzveranstaltungen oder direkte Kontakte. In allen Projekten wurde deutlich, dass für eine wirkliche Integration und Teilhabe zwischenmenschliche Interaktionen und der persönliche Austausch digital nur sehr begrenzt umzusetzen sind.
Um die Erfahrungen und Vorgehensweisen der einzelnen Projekte auch als Anregung für andere interessierte Kommunen zur Verfügung zu stellen, werden die fünf Projekte als Werkzeuge unter dem Reiter „Werkzeugkoffer“ in der Rubrik „Integration“ abrufbar sein.
Erfolgreiche Fortführung der Medizinischen Sommerakademie
06.10.20Nach den durchweg positiven Resonanzen der ersten Ferienakademie im Oberen Vogtland 2019 gab es in diesem Jahr eine Fortführung des Programms für angehende Medizinerinnen und Mediziner. Adorf, Bad Brambach, Bad Elster, Markneukirchen und Schöneck hatten sich bereits 2018 dazu entschlossen, etwas gegen den drohenden Ärztemangel in der Region zu unternehmen und fanden im Rahmen des DWK-Projektes einen ganz individuellen, in Sachsen einmaligen Weg, die Region unter zukünftigen Ärzten bekannt zu machen.
Gemeinsam mit niedergelassene Ärzten und Kliniken der Region sowie dem Weiterbildungsverbund "Hausärzte fürs Vogtland" und dem Netzwerk der sächsischen Landesärztekammer "Ärzte für Sachsen" wurden neun Medizinstudenten (6. bis 9. Semester) der Universitäten Greifswald, Halle, Leipzig und Dresden wieder für eine Woche im September ins Obere Vogtland geholt.
Die abendliche Startveranstaltung, die der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck, eröffnete, fand in diesem Jahr im IFA Ferienpark Schöneck statt. Das Hotel war eine Woche lang Gastgeber für die Akademieteilnehmer. An diesem ersten Abend hatten die Studenten in angenehmer Atmosphäre bereits Gelegenheit, sich mit den Bürgermeistern der fünf beteiligten Kommunen, Vertretern der regionalen Ärzteschaft, des Netzwerkes „Ärzte für Sachsen", des Vogtländischen Weiterbildungsverbundes sowie der Kassenärztlichen Vereinigung ausgiebig zu unterhalten. Nach fünf Tagen haben die Studenten in einer Mischung aus Fach- und Freizeitprogramm einen Eindruck von der Medizinischen Landschaft des Oberen Vogtlandes, aber auch vom sozialen und kulturellen Leben der Region gewonnen. Kliniken in Schöneck, Bad Elster und Bad Brambach wurden besucht und die Teilnehmer konnten einen Vormittag lang bei ortsansässigen niedergelassenen Ärzten hospitieren oder sich mit erfahrenen Ärzten austauschen.
Nach erlebnisreichen Tagen verabschiedeten sich neun begeisterte Studenten aus dem Oberen Vogtland mit dem Wunsch, sowohl im privaten als auch im beruflichen Rahmen mindestens noch einmal zurückzukehren. Ohne die enge Zusammenarbeit aller Akteure der Region und der Unterstützung über die "Demografiewerkstatt Kommunen" wäre das Projekt nicht möglich.
Virtuelles Austauschtreffen DWK-Integration
16.09.20Mit Projektstart im Januar wurde beschlossen, auch bei DWK-Integration ein Austauschtreffen durchzuführen, um die Vernetzung untereinander und das Lernen voneinander in diesem Teilprojekt der DWK zu ermöglichen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde aus dem geplanten persönlichen Treffen in Berlin ein virtuelles Online-Seminar am 8. September 2020. Komprimiert in der Form, aber inhaltlich weiter dem Gedanken folgend, die Projekte vorzustellen und sich auszutauschen.
Auf die erschwerten Bedingungen durch Covid-19 für die Kommunen gingen in ihrer Begrüßung Andreas Kirner (Referatsleiter im BMFSFJ) und Florian Kraupa (Referent und Koordinator des DWK-Integrations-Projektes im BMFSFJ) ein. Um die vielfältigen Projekte drehte sich daher auch der erste Teil am Vormittag: jede Kommune stellte vor, was vor Ort bisher umgesetzt wurde, ob es Probleme bzw. Hindernisse – nicht allein, aber gerade wegen der ab März eingeführten Kontaktbeschränkungen und weiterer Regelungen aufgrund der Corona-Pandemie – gab und welche Lösungen erreicht werden konnten und was noch weiter geplant ist.
Zu Beginn erklärte Martha Rosenkranz, Regionalverband Saarbrücken, wie dort das „Chancenportal“ der Bertelsmann Stiftung im Zuge des Projektes eingerichtet wird. Die Idee entstand, da die zehn zum Regionalverband zählenden Kommunen bisher sehr heterogen arbeiteten, was die Bekanntmachung und Bewerbung ihrer Bildungs- und Beratungsangebote unterschiedlichster Träger auf der kommunalen Ebene anging. Ebenso kommt es zu einer heterogenen Verteilung von neuzugewanderten Menschen in den Kommunen, so das eine unübersehbare Vielfalt von Bildungs- und Beratungsangeboten für diese Zielgruppe vorlag. Dies wird mit der neu erstellen Internetplattform und den dort gebündelten Informationen geändert. Die Datenbank bietet eine einfache Bedienung, Suche und Filterung, zudem gibt es eine automatische Übersetzung in zahlreiche Sprachen möglich und die Eingabe bzw. Pflege kann durch die Anbieter selbst erfolgen.
Stephanie Abdel-Naby erläuterte, dass sich der Landkreis Emsland innerhalb dieses Jahres zum Ziel gesetzt hat, ein Erklärvideo zum Gesundheitssystem, übersetzt in mehrere Sprachen, sowie weitere Materialien für Migrant*innen zum Thema Gesundheitsvorsorge zu erstellen. Es handelt sich um ein animiertes Video von ca. drei Minuten Länge und soll die Grundsätzlichkeiten des deutschen Gesundheitssystems behandeln, Wege der gesundheitlichen Versorgung aufzeigen und Missverständnisse vermeiden. Zu Beginn des Projektes gab es einen zeitintensiven Austausch samt Fragebogen zu möglichen Inhalten. Unterschiedliche Ebenen und deren Akteure*innen wie Medizinisches Fachpersonal, Lehrkräfte aus medizinischen Fachschulen, Mitarbeiter*innen des Landkreises und der Kommunen, Mitarbeiter*innen von Migrationsberatungsstellen, Ehrenamtliche sowie Sprachmittler wurden einbezogen, um die Zielgruppe der Migrant*innen bestmöglich inhaltlich anzusprechen. Dies geschah sowohl per E-Mail als auch per Telefoninterview, da bereits geplante persönliche Treffen – wie eine Kick-Off-Veranstaltung mit bereits 30 Anmeldungen abgesagt werden musste. Neben dem Film wird es ein umfangreiches Booklet mit weiterführenden Informationen des Films geben.
Aus dem Kreis Dithmarschen konnte Tanja Thießen jetzt in der zweiten Jahreshälfte erste Erfolge für das Mentoring-Projekt mit Migrant*innen und Menschen mit Fluchterfahrungen mitteilen. Nach der zeitintensiven Erstellung eines zielgruppengerechten Fragebogens fiel die die quantitative Befragung der Teilnehmer*innen in die durch den "Lockdown" geprägte Zeit. Die anschließende Auswertung der Ergebnisse lieferte jedoch wichtige Anhaltspunkte für die weitere Arbeit und somit für die Ausgestaltung des Projektes. Derzeit befindet sich das Projekt in der Phase des Matchings, wobei wie sich zeigt, dass nicht nur die Mentees von den Erfahrungen der Mentor*innen profitieren, sondern auch die Perspektive der Mentor*innen bereichert wird. In den Erstkontakten der Tandems, die Frau Thießen in den letzten Wochen begleitete, wurden auch eindeutig die Ergebnisse der zuvor erfolgten Befragung bestätigt. Der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt erfordert gute Kontakte in berufliche Netzwerke und Kenntnisse in vielen Bereichen. Themen sind beispielsweise der Ablauf von Bewerbungsverfahren und die Arbeitsorganisation in Unternehmen. Viele weitere Aspekte können in den 1:1-Gesprächen sehr gut besprochen werden. Die für das Projekt gewonnen Mentoren verfügen über eine hohe fachliche , wie soziale Kompetenz und haben Freude an einem interkulturellen Austausch. Das Projekt soll auch in 2021 weiter begleitet werden, um den Zeitverlust zu Beginn wieder auszugleichen. Dazu wurden die Inhalte in das Dithmarscher Demografiekonzept eingebettet und der Landkreis fungiert sozusagen als „Role Model“ und kann dadurch ein positives Signal für den ländlichen Raum senden.
Einen Vortrag zu zweit hielten Antje Goßler und Liane Lamprecht aus Adorf/Vogtl., wobei sie die administrative und praktische Seite vor Ort zur Ein- und Durchführung von Sprachkursen samt Kinderbetreuung für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund beschrieben. Das Adorfer Projekt ist gewissermaßen die professionalisierte Fortsetzung der seit 2015/2016 erfolgten ehrenamtlichen Arbeit. Als „familienfreundliche Stadt“ sollen noch stärker Familien und Kinder sprachlich gefördert werden, so gibt es durch das DWK-Integrations-Projekt 15 Kurse mit vier Dozent*innen. Zudem kann die Splittung der Kurse je nach Sprachniveau ermöglicht werden und durch die Kinderbetreuung ist Adorf als Vorreiter in der Region anzusehen. Im Moment wird daran gearbeitet, eine Weiterentwicklung des Projektes mit Fokus auf den Bedarf im grenznahen obervogtländischen Gebiet, nämlich den Erwerb bzw. die Verbesserung von Sprachkompetenz für Beschäftigte auch aus EU-Ländern in Kooperation mit hiesigen Wirtschaftsbetrieben auf die Beine zu stellen. Hierfür gibt es Chancen durch ein Programm der sächsischen Landesregierung.
Als fünftes Projekt war der Landkreis Ludwigslust-Parchim durch Teresa Hildwein vertreten. Auch hier geht es um Sprachförderung samt Kinderbetreuung, allerdings mit dem Fokus auf Frauen. Den Migrantinnen sollen Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt, ebenso Sportangebote ermöglicht werden. Hierbei konzentriert sich der deutschlandweit zweitgrößte Landkreis auf die Stadt Hagenow. Nach einem Kick-Off im Februar bei dem ein breites Netzwerk an Teilnehmer*innen anwesend war, konnten aufgrund von Covid-19 dort geplante Aktionen wie ein Feriensprachcamp in den Sommerferien, kreisweite Treffen zur Vorstellung der Inhalte und Nachahmung evtl. für andere Orte des LKs nicht stattfinden, ebenso wie der interkulturelle Austausch bei angedachten Veranstaltungen. Seit April sind jedoch die Sprachkurse gestartet und es gab eine Betreuung einiger Schulkinder zwischen Mai und Juli, um einen Ausgleich für den fehlenden Präsenzunterricht zu gewährleisten. Ab September nun soll auch der A1-Sprachkurs mit Kinderbetreuung fünf Mal pro Woche für je drei Stunden starten, ebenso noch in den kommenden Wochen Sportangebote, wie z. B. ein Frauenschwimmkurs.
Abschließend folgte die Vorstellung eines externen, bereits seit längerem laufenden Projektes: Rolf Kappel vom Quartiersmanagement Witten trug seine Erfahrungen vor, da er der Frage nachgegangen ist, wie eine Stadt es schaffen kann, dass auch die Frauen vor Ort „ankommen“. Auch hier stellte sich heraus, dass ein wichtiger Punkt zur Nutzung der Kursangebote ist, dass eine Kinderbetreuung angeboten wird und auch die Infrastruktur angepasst wird, um z. B. um Kinderwägen abstellen zu können. Gut angenommen wird auch ein durch freiwillige Kräfte gestaltetes Sprachcafé, das als Idee der Migrantinnen selbst initiiert wurde und sich neben einer Schule befindet, um auf Deutsch auch über Alltagsdinge zu sprechen und überhaupt Kontakt zu anderen außer der eigenen „Community“ herzustellen.
Nach der Mittagspause abstrahierte Dr. Klaus Zeitler im Rahmen des Impulsvortags „DWK-Integration: Kontaktaufnahme –Interesse wecken – Im Gespräch bleiben“, seine Erfahrungen als DWK-Berater im Landkreis Dithmarschen. Dr. Zeitler wählte für seinen Vortrag als Beispiel der zielgruppenspezifischen Herangehensweise ein DWK-Projekt aus Wesselburen . Ein Thema, das für alle beteiligten Kommunen, trotz sehr vielfältiger Projektansätze, von zentraler Bedeutung ist, wie eine Befragung im Vorfeld des Austauschtreffens ergeben hat. Wesselburen erlebt seit ca. fünf Jahren einen starken Zuzug rumänischer Staatsbürger*innen. Welche Auswirkungen diese Veränderungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben, die Wirtschaft, sowie die demografische Entwicklung hat wurde durch Dr. Zeitler skizziert. Er argumentierte für eine kooperative Zielgruppenansprache (das „im Gespräch bleiben“ mit allen Akteur*innen) die notwendig ist, um die entstanden gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen lösen zu können.
Im Anschluss daran kam es zu einer kleinen Diskussion, basierend auf dem vorherigen Vortrag. Inhaltlich ging es um die Frage, wie die anderen Projekte das Thema der Zielgruppenansprache handhaben. Fazit der Veranstaltung: ein Austauschtreffen gerade in der zeitlichen Mitte des Förderzeitraums ist notwendig, um nicht nur die Projektideen zu erfahren, sondern die einzelnen Schritte der verschiedenen Prozesse zu verdeutlichen und von anderen zu hören, wie sie mit Problemen, nicht eingeplanten Hürden oder Ereignissen umgegangen sind.
DWK-Integration: gelungener Start des Sprachkurses in Adorf
01.09.20In der Kommune Adorf werden die durch DWK-Integration geförderten Deutschkurse für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung seit einigen Wochen durchgeführt.
Dank Kinderbetreuung klappt’s in Adorf mit dem Deutschkurs
Aufgrund der Corona-Pandemie verzögerte sich der Start, weil auch hier erst einmal das Konzept den neuen Gegebenheiten angepasst werden musste. Dienstags und donnerstags finden die Unterrichtsstunden in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Gaststätte in Adorf statt. Unterrichtet werden die Kursteilnehmer*innen von Liane Lamprecht, Leiterin der Stadtbibliothek. Erfahrung mit Deutschkursen für Flüchtlinge hat sie bereits bei DWK gewonnen, dort zählt sie zu den ersten Helferinnen im Projekt seit 2016.
Die jetzigen Teilnehmer*innen stammen vorwiegend aus Tschechien und Syrien und arbeiten in Adorfer Firmen und Gastbetrieben oder in Klinken aus dem benachbarten Bad Elster und Bad Brambach. Alle eint das Ziel, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. „Lesen und Schreiben klappt oft super, aber sie müssen Fragen auch nach dem Hören beantworten“, sagt die Lehrerin über die Teilnehmer*innen, um berufliche Situationen ebenso gut sprachlich meistern zu können.
Ein großer Vorteil des durch DWK-Integration geförderten einjährigen Sprachkurses ist es, dass parallel zum Sprachkurs in einem Nebenraum eine Kinderbetreuung angeboten wird. Zuvor mussten viele ihre Teilnahme absagen, weil sie niemand hatten, der in dieser Zeit auf ihre Kinder aufpassen konnte. Da dies nun anders ist, können sich die Teilnehmer*innen ganz auf die Unterrichtsinhalte konzentrieren, bei denen Liane Lamprecht bewusst sehr großen Wert auf Praxistauglichkeit und Alltagssituationen Wert legt.