Zwölf Monate DWK-Integration – Erfolge, Hürden und Ausblicke
13.12.20Ein einjähriges Teilprojekt umzusetzen ist generell eine Herausforderung, in diesem Jahr aber eine ganz besondere. Zum Jahresbeginn und Start der fünf ausgewählten Mikroprojekte für DWK-Integration wurden Zeitpläne, Veranstaltungen und Ideen entwickelt, die aber mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen vielfach obsolet wurden. In den kommenden Wochen im Frühling wurden Projektpläne häufig umgeschrieben und kreative, digitale Lösungen waren nötig, um die angedachten Inhalte dennoch umsetzen zu können. Wie sich zeigt, konnten die Kommunen trotz dieser besonderen Umstände einiges auf den Weg bringen:
Das Ziel des Teilprojektes DWK-Integration, Angebote und Informationen im Bereich Integration auf kommunaler Ebene zusammen zu führen und zielgruppengerecht aufzubereiten, wurde trotz der genannten Einschränkungen erreicht. Neue Modelle für den Zuzug von ausländischer Bevölkerung (mit und ohne Fluchthintergrund) und deren Integration wurden entwickelt, die zum einen in den Kommunen weiter etabliert werden und auch zu Vorbildern für Nachbarkommunen wurden. Einige geplante Veranstaltungen oder Treffen werden in den kommenden Sommer verschoben bzw. in die bereits vorhandene Demografiestrategie mit aufgenommen.
Außerdem gelang es zum Beispiel in Adorf durch die Verbesserung der Sprachkompetenz von Migrantinnen und Migranten und in Dithmarschen mit dem Mentoring-Projekt für Migrantinnen und Migranten mit akademischer Ausbildung die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu fördern. Halte- und Bleibefaktoren entstanden ebenso durch die absolvierten Sprach- und Weiterbildungskurse für Migrantinnen wie im Landkreis Ludwigslust-Parchim, einem Film und Materialien für Migranteninnen und Migranten zur Gesundheitsversorgung im Landkreis Emsland sowie durch die technische Implementation einer Datenbank (samt der „Befüllung“ der Datenbank mit Bildungs- und Beratungsangeboten interner und externer Akteure) im Regionalverband Saarbücken. Mit einer Weiterführung der Inhalte dieser Mikroprojekte ist zudem die Chance verbunden, den Folgen regionaler demografischer Entwicklungen entgegenzutreten. Bei allen Projekten zeigte sich, dass zwar die digitalen Formate eine sinnvolle Unterstützung und auch kurzzeitig eine Möglichkeit bieten, um den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber sie sind kein Ersatz zu Präsenzveranstaltungen oder direkte Kontakte. In allen Projekten wurde deutlich, dass für eine wirkliche Integration und Teilhabe zwischenmenschliche Interaktionen und der persönliche Austausch digital nur sehr begrenzt umzusetzen sind.
Um die Erfahrungen und Vorgehensweisen der einzelnen Projekte auch als Anregung für andere interessierte Kommunen zur Verfügung zu stellen, werden die fünf Projekte als Werkzeuge unter dem Reiter „Werkzeugkoffer“ in der Rubrik „Integration“ abrufbar sein.
Brückenbauer*innen für mehr Integration - Pressemitteilung Kreis Dithmarschen
25.10.20Der Kreis Dithmarschen gründete bereits im Juli 2015 eine vom Land geförderte Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe in der Stabsstelle Hilfen im Übergang. Hierzu zählt auch das DWK-Teilprojekt DWK-Integration, in dem Tanja Thießen, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, tätig ist. In der folgenden Pressemitteilung geht es um alle vier Bereiche, auch um das durch DWK-Integration geförderte Mentoring-Projekt.
Inhalt der Pressemitteilung vom Oktober 2020:
Integrationsarbeit gelingt am besten im Team: Um die Integration zu stärken und das bereits bestehende haupt- und ehrenamtliche Engagement für Menschen mit Migrationshintergrund zu vernetzen, hat der Kreis Dithmarschen im Juli 2015 die vom Land geförderte Koordinierungsstelle zur integrationsorientierenden Aufnahme von Flüchtlingen gegründet. Daraus ist 2019 die Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe in der Stabsstelle Hilfen im Übergang entstanden, die sich im Speziellen auch personell für die Themen „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ sowie die „ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“ aufgestellt hat. Das interkulturelle Team, bestehend aus vier Mitarbeitenden, arbeitet eng zusammen: Zentrales Ziel ist eine flächendeckende und spezialisierte Integrationsarbeit für den Kreis Dithmarschen.
Viele Dithmarscher*innen kommen aus über 100 unterschiedlichen Nationen oder besitzen familiäre Wurzeln im Ausland.
„Erfolgreiche Integration kommt der Zukunft unseres Kreises zugute: Für das friedliche Miteinander, die Wirtschaft und Daseinsvorsorge. Dank der Fördermittel von Land und Bund konnten wir unsere Integrationsarbeit stetig verbessern und weiter spezialisieren. Schließlich ist Integration ein fortlaufen-der Prozess. Diese gesellschaftliche Kernaufgabe erfordert unsere stetige Bemühung“, sagt Landrat Stefan Mohrdieck.
Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe
Bei der Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe laufen alle Fäden zusammen: Sie begleitet fachlich den Integrations-prozess, knüpft Netzwerke, pflegt den interkulturellen Austausch und organisiert fachübergreifende Hilfen. Die Koordi-nierungsstelle wird vom Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein gefördert.
Shorena Sikharulia, die seit Februar 2016 beim Kreis Dithmarschen arbeitet, fasst zusammen: „Wir verstehen uns als Brückenbauer*innen zwischen den Neuzugewanderten und Einheimischen. Dabei ist jede Seite für eine gelingende Integration verantwortlich. Denn Integrationsarbeit entsteht vor Ort und gemeinsam mit den Neuzugewanderten, den Alteingesessenen und Akteuren in der Region.“
Florenc Dulla, der seit Juli 2020 dabei ist, ergänzt: „Unser Motor für unsere Arbeit ist es auch, dass wir selbst die Erfahrung gemacht haben, aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen zu sein. Wir kennen die meisten Sorgen und Herausforderungen, die Neuzugewanderte besitzen, selbst sehr gut.“ Florenc Dulla ist in Albanien aufgewachsen und hat u. a. in Italien gelebt und Politikwissenschaften studiert. Shorena Sikharulia, B. A. Internationale Beziehungen und M. A. Kaukasusstudien/Kaukasiologie, wurde in Georgien geboren und studierte in Georgien und Deutschland. Seit einigen Jahren besitzt sie die deutsche Staatsangehörigkeit.
Ein zentraler Aspekt der Koordinierungsstelle ist es, Begegnungen und Austausch zu schaffen für eine interkulturelle Öffnung. Ebenfalls ist die Förderung von Demokratieverständnis und Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben ein wichtiges Anliegen. Die Koordinierungsstelle organisiert Veranstaltungen wie die Schulgespräche zwischen Geflüchteten und Schüler*innen, die Vortragsreihe „Länderabende“ und das Interkulturelle Fest im Rahmen der bundesweiten Interkulturellen Woche.
Dulla und Sikharulia arbeiten eng zusammen u. a. mit den Städten, Ämtern und Gemeinden, den Sprachkurs- und Bildungsträgern, der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter Dithmarschen, den Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, ehrenamtlichen Initiativen und dem Offenen Kanal Westküste. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den Fachdiensten innerhalb der Kreisverwaltung wie der Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde, der Fachaufsicht Asylbewerberleistungsgesetz, dem Jugendamt und der Frühen Hilfen. Aktuell unter-stützt die Koordinierungsstelle während der Coronavirus-Pandemie das Gesundheitsamt. So erstellen Florenc Dulla und Shorena Sikharulia nach Bedarf mehrsprachige Informationsmaterialien über die aktuellen Quarantäne- und Hygienemaßnahmen und verteilen sie vor Ort – dabei suchen sie auch das persönliche Gespräch.
Da aufgrund der Coronavirus-Pandemie viele Veranstaltungen dieses Jahr ausfielen, ging die Koordinierungsstelle auch online: Das sonst im Kreishaus stattfindende Interkulturelle Fest wurde am 26. September 2020 digital im Radio im Offenen Kanal Westküste übertragen.
Auch wird der nächste Länderabend über Iran und Neuseeland am Donnerstag, 15. Oktober 2020, um 18 Uhr auf der Heider Frequenz UKW 105,2 des Offenen Kanal Westküste gesendet.
Bildungskoordination für Neuzugewanderte
Wirtschaftspsychologin Tanja Thießen arbeitet seit dem Oktober 2019 als Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte. Mit der Umsetzung der Fördermaßnahme hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. – Bildungsforschung, Integration, Genderforschung, Bonn beauftragt. Menschen mit Migrationshintergrund soll der Weg auf den Bildungs- und Arbeitsmarkt erleichtert werden. Denn zugewanderte Arbeitnehmer*innen haben verschiedene Herausforderungen auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt zu bewältigen wie die Sprache, die Anerkennung beruflicher Qualifikationen und fehlende Kontakte in Unternehmen und Organisationen.
Ein Schwerpunkt liegt auf dem Mentoring-Projekt der Demografiewerkstatt Kommunen zur Gewinnung von akademischen Fach- und Führungskräften mit Migrationshintergrund.
Für Unternehmen in Schleswig-Holstein ist ein Mentoring-Projekt mit Tandems aus Unternehmer*innen und zugewanderten Fachkräften installiert worden. Die Akademiker*innen mit Migrationshintergrund sollen als Mentees vom Erfahrungsschatz und Netzwerk erfahrener Berufskolleg*innen profitieren, damit ihnen der Einstieg als qualifizierte*r Arbeitnehmer*in erleichtert wird. Das Programm richtet sich sowohl an erfahrene Fachkräfte als auch an Berufseinsteiger*innen. Die ersten Tandems sind bereits gestartet.
Tanja Thießen erkennt viel Potential: „Die Weiterbildung für qualifizierte Tätigkeiten mit festem Einkommen und die Erschließung des Arbeitsmarktes besonders auch für Frauen mit Migrationshintergrund sind der Schlüssel für eine gelingende Integration.“
Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe
Marie Lüpke, M. A. Soziologie, koordiniert seit August 2020 die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe an der Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt. Das Vorhaben wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familien und Senioren des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Der Kreis Dithmarschen betrachtet das ehrenamtliche Engagement als sehr wichtigen Baustein bei der Integration von Menschen mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund.
In diesem Sinne soll die Situation der Ehrenamtlichen verbessert werden. Dies soll vor allem durch die Intensivierung von Netzwerken, einer strukturierten Kooperationskultur zwischen Ehren- und Hauptamt sowie einer Vernetzung von Akteur*innen in der Flüchtlings- und Integrationshilfe geschehen. Marie Lüpke stellt sich in den ersten Monaten ihrer Tätigkeit bei den Akteur*innen der ehrenamtlichen Integrationsarbeit vor und verschafft sich eine Bedarfsübersicht. Ihr Ziel ist es, eine Plattform für den Austausch zu schaffen.
Wo kann ich mich ehrenamtlich in der Integrationshilfe in meiner Gemeinde engagieren? Welche Angebote bestehen in meiner Stadt bereits? Zukünftig berät Marie Lüpke Dithmarscher*innen, die sich in der Integrations- und Flüchtlingshilfe ehrenamtlich engagieren möchten.
Zurzeit unterstützt sie die Veranstaltungsreihe „Wie tickt unsere Demokratie?“, die von einer ehrenamtlichen Initiative initiiert wird. Die nächsten Termine sind jeweils am Dienstag um 17.30 Uhr im Bürgerhaus in Heide zu den Themen Empowerment und Selbstorganisation (13. Oktober 2020) und Kultur (20. Oktober 2020). Weitere Projektideen bestehen wie zum Thema Sprachpat*innen und neue Formen von Sprachvermittlung durch Ehrenamtliche.
Marie Lüpke sagt: „Die Vielschichtigkeit der Integrationsarbeit und die Nähe zu den Menschen vor Ort macht die ehrenamtliche Arbeit zu einer wichtigen gesellschaftlichen Stütze.“
Interkulturelles Fest digital im Radio: Vielfältige Kulturen auf einer Wellenlänge
23.09.20Eine Weltreise in drei Stunden bietet das Interkulturelle Fest digital im Radio im Rahmen der bundesweiten Interkulturellen Woche „Zusammen leben, zusammen wachsen“ (27. September bis 4. Oktober 2020). Aufgrund der Corona-Pandemie wird erstmals das Interkulturelle Fest im Kreis Dithmarschen im Livestream beim Offenen Kanal Westküste gesendet am Samstag, 26. September 2020, von 14 bis 17 Uhr auf der Heider Frequenz UKW 105,2. sowie weltweit im Internet auf www.livestream.okwk.de.
Die Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe des Kreises Dithmarschen bietet ein buntes Programm an: Musikalisch geht es in den Orient, nach Syrien, Eritrea, Indien, Deutschland, Neuseeland, Thailand, Iran, Sri Lanka und den Balkan. Länderporträts bieten Einblicke in die Kultur und Geschichte u. a. von Albanien, Georgien, dem Jemen und Russland. Es gibt auch Erfahrungsberichte und Themenbeiträge wie zum Beispiel „Was bedeutet es für dich ein*e Europäer*in zu sein?“, „Bist du schon eingebürgert worden?“, „Von Dithmarschen in die Welt“ oder „Was bedeutet Heimat für dich?“. Außerdem rezitieren Kinder Gedichte in ihrer Heimatsprache.
Seit 2012 wird das Interkulturelle Fest jährlich im Kreishaus mit bis zu 400 Gästen begangen. Corona-bedingt fällt die beliebte Feier aus. Landrat Stefan Mohrdieck beteiligt sich am diesjährigen Interkulturellen Fest: „Leider können wir dieses Jahr nicht zum Interkulturellen Fest ins Kreishaus einladen. Aber gerade während der Pandemie mit eingeschränkten Kontakten ist es wichtig, sich weiterhin über kulturelle Grenzen hinweg auszutauschen für ein friedliches Miteinander. Dieses digitale Interkulturelle Fest ist eine Plattform für viele Stimmen aus dem Kreis. Schließlich beginnt Verständigung mit dem Zuhören: Dafür ist der Hörbeitrag im Rundfunk und Internet ein ideales Medium. Ganz herzlich danke ich den Organisator*innen und den Mitwirkenden für diese unterhaltsame und informative Weltreise.“
Bei Shorena Sikharulia und Florenc Dulla von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe des Kreises Dithmarschen laufen die Fäden für die Organisation des digitalen Interkulturen Festes zusammen. Shorena Sikharulia betont: „Wir freuen uns sehr, ein so vielfältiges Programm anbieten zu können, auch dank der hohen Beteiligung vieler Dithmarscher*innen.“ Ihr Kollege Florenc Dulla ergänzt: „Dass sich so viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen für das Fest engagieren beweist auch, wie kulturell abwechslungsreich und international Dithmarschen ist.“
Partner des Interkulturellen Festes sind: Das Lokale Bündnis für Familie Heide, der Runde Tisch für Integration Heide, der Offene Kanal Westküste, die Dithmarscher Musikschule e.V., die AWO – Ortsverein Heide und Umgebung e.V., das Ev. Frauenwerk Dithmarschen, das Ev. Familienzentrum Johannes-Heide, die St.- Georg-Schule Heide, das Technische Hilfswerk Ortsverband Heide, die Zahnpflege Dithmarschen e.V., die Ahmadyya Muslim Jamaat Gemeinde, das Diakonische Werk Dithmarschen, die Familienbildungsstätte Heide, das Restaurant & und Café am Wasserturm Heide, der Kreissportverband Dithmarschen e.V., das Übersetzungsbüro Altun, die Hoelp GmbH, die Stadt Heide, der Schachverein Heide, der Postsportverein Heide e.V., die Volkshochschule Heide, die Kirchengemeinde Heide, die Herbert Feuchte Stiftungsverbund, die AIDS-Hilfe Westküste e.V., die Stiftung Mensch, das Jugendzentrum Meldorf und die AWO Familienzentrum Meldorf.
Das Interkulturelle Fest wird durch die Demografiewerkstatt Kommunen unterstützt.
Virtuelles Austauschtreffen DWK-Integration
16.09.20Mit Projektstart im Januar wurde beschlossen, auch bei DWK-Integration ein Austauschtreffen durchzuführen, um die Vernetzung untereinander und das Lernen voneinander in diesem Teilprojekt der DWK zu ermöglichen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde aus dem geplanten persönlichen Treffen in Berlin ein virtuelles Online-Seminar am 8. September 2020. Komprimiert in der Form, aber inhaltlich weiter dem Gedanken folgend, die Projekte vorzustellen und sich auszutauschen.
Auf die erschwerten Bedingungen durch Covid-19 für die Kommunen gingen in ihrer Begrüßung Andreas Kirner (Referatsleiter im BMFSFJ) und Florian Kraupa (Referent und Koordinator des DWK-Integrations-Projektes im BMFSFJ) ein. Um die vielfältigen Projekte drehte sich daher auch der erste Teil am Vormittag: jede Kommune stellte vor, was vor Ort bisher umgesetzt wurde, ob es Probleme bzw. Hindernisse – nicht allein, aber gerade wegen der ab März eingeführten Kontaktbeschränkungen und weiterer Regelungen aufgrund der Corona-Pandemie – gab und welche Lösungen erreicht werden konnten und was noch weiter geplant ist.
Zu Beginn erklärte Martha Rosenkranz, Regionalverband Saarbrücken, wie dort das „Chancenportal“ der Bertelsmann Stiftung im Zuge des Projektes eingerichtet wird. Die Idee entstand, da die zehn zum Regionalverband zählenden Kommunen bisher sehr heterogen arbeiteten, was die Bekanntmachung und Bewerbung ihrer Bildungs- und Beratungsangebote unterschiedlichster Träger auf der kommunalen Ebene anging. Ebenso kommt es zu einer heterogenen Verteilung von neuzugewanderten Menschen in den Kommunen, so das eine unübersehbare Vielfalt von Bildungs- und Beratungsangeboten für diese Zielgruppe vorlag. Dies wird mit der neu erstellen Internetplattform und den dort gebündelten Informationen geändert. Die Datenbank bietet eine einfache Bedienung, Suche und Filterung, zudem gibt es eine automatische Übersetzung in zahlreiche Sprachen möglich und die Eingabe bzw. Pflege kann durch die Anbieter selbst erfolgen.
Stephanie Abdel-Naby erläuterte, dass sich der Landkreis Emsland innerhalb dieses Jahres zum Ziel gesetzt hat, ein Erklärvideo zum Gesundheitssystem, übersetzt in mehrere Sprachen, sowie weitere Materialien für Migrant*innen zum Thema Gesundheitsvorsorge zu erstellen. Es handelt sich um ein animiertes Video von ca. drei Minuten Länge und soll die Grundsätzlichkeiten des deutschen Gesundheitssystems behandeln, Wege der gesundheitlichen Versorgung aufzeigen und Missverständnisse vermeiden. Zu Beginn des Projektes gab es einen zeitintensiven Austausch samt Fragebogen zu möglichen Inhalten. Unterschiedliche Ebenen und deren Akteure*innen wie Medizinisches Fachpersonal, Lehrkräfte aus medizinischen Fachschulen, Mitarbeiter*innen des Landkreises und der Kommunen, Mitarbeiter*innen von Migrationsberatungsstellen, Ehrenamtliche sowie Sprachmittler wurden einbezogen, um die Zielgruppe der Migrant*innen bestmöglich inhaltlich anzusprechen. Dies geschah sowohl per E-Mail als auch per Telefoninterview, da bereits geplante persönliche Treffen – wie eine Kick-Off-Veranstaltung mit bereits 30 Anmeldungen abgesagt werden musste. Neben dem Film wird es ein umfangreiches Booklet mit weiterführenden Informationen des Films geben.
Aus dem Kreis Dithmarschen konnte Tanja Thießen jetzt in der zweiten Jahreshälfte erste Erfolge für das Mentoring-Projekt mit Migrant*innen und Menschen mit Fluchterfahrungen mitteilen. Nach der zeitintensiven Erstellung eines zielgruppengerechten Fragebogens fiel die die quantitative Befragung der Teilnehmer*innen in die durch den "Lockdown" geprägte Zeit. Die anschließende Auswertung der Ergebnisse lieferte jedoch wichtige Anhaltspunkte für die weitere Arbeit und somit für die Ausgestaltung des Projektes. Derzeit befindet sich das Projekt in der Phase des Matchings, wobei wie sich zeigt, dass nicht nur die Mentees von den Erfahrungen der Mentor*innen profitieren, sondern auch die Perspektive der Mentor*innen bereichert wird. In den Erstkontakten der Tandems, die Frau Thießen in den letzten Wochen begleitete, wurden auch eindeutig die Ergebnisse der zuvor erfolgten Befragung bestätigt. Der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt erfordert gute Kontakte in berufliche Netzwerke und Kenntnisse in vielen Bereichen. Themen sind beispielsweise der Ablauf von Bewerbungsverfahren und die Arbeitsorganisation in Unternehmen. Viele weitere Aspekte können in den 1:1-Gesprächen sehr gut besprochen werden. Die für das Projekt gewonnen Mentoren verfügen über eine hohe fachliche , wie soziale Kompetenz und haben Freude an einem interkulturellen Austausch. Das Projekt soll auch in 2021 weiter begleitet werden, um den Zeitverlust zu Beginn wieder auszugleichen. Dazu wurden die Inhalte in das Dithmarscher Demografiekonzept eingebettet und der Landkreis fungiert sozusagen als „Role Model“ und kann dadurch ein positives Signal für den ländlichen Raum senden.
Einen Vortrag zu zweit hielten Antje Goßler und Liane Lamprecht aus Adorf/Vogtl., wobei sie die administrative und praktische Seite vor Ort zur Ein- und Durchführung von Sprachkursen samt Kinderbetreuung für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund beschrieben. Das Adorfer Projekt ist gewissermaßen die professionalisierte Fortsetzung der seit 2015/2016 erfolgten ehrenamtlichen Arbeit. Als „familienfreundliche Stadt“ sollen noch stärker Familien und Kinder sprachlich gefördert werden, so gibt es durch das DWK-Integrations-Projekt 15 Kurse mit vier Dozent*innen. Zudem kann die Splittung der Kurse je nach Sprachniveau ermöglicht werden und durch die Kinderbetreuung ist Adorf als Vorreiter in der Region anzusehen. Im Moment wird daran gearbeitet, eine Weiterentwicklung des Projektes mit Fokus auf den Bedarf im grenznahen obervogtländischen Gebiet, nämlich den Erwerb bzw. die Verbesserung von Sprachkompetenz für Beschäftigte auch aus EU-Ländern in Kooperation mit hiesigen Wirtschaftsbetrieben auf die Beine zu stellen. Hierfür gibt es Chancen durch ein Programm der sächsischen Landesregierung.
Als fünftes Projekt war der Landkreis Ludwigslust-Parchim durch Teresa Hildwein vertreten. Auch hier geht es um Sprachförderung samt Kinderbetreuung, allerdings mit dem Fokus auf Frauen. Den Migrantinnen sollen Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt, ebenso Sportangebote ermöglicht werden. Hierbei konzentriert sich der deutschlandweit zweitgrößte Landkreis auf die Stadt Hagenow. Nach einem Kick-Off im Februar bei dem ein breites Netzwerk an Teilnehmer*innen anwesend war, konnten aufgrund von Covid-19 dort geplante Aktionen wie ein Feriensprachcamp in den Sommerferien, kreisweite Treffen zur Vorstellung der Inhalte und Nachahmung evtl. für andere Orte des LKs nicht stattfinden, ebenso wie der interkulturelle Austausch bei angedachten Veranstaltungen. Seit April sind jedoch die Sprachkurse gestartet und es gab eine Betreuung einiger Schulkinder zwischen Mai und Juli, um einen Ausgleich für den fehlenden Präsenzunterricht zu gewährleisten. Ab September nun soll auch der A1-Sprachkurs mit Kinderbetreuung fünf Mal pro Woche für je drei Stunden starten, ebenso noch in den kommenden Wochen Sportangebote, wie z. B. ein Frauenschwimmkurs.
Abschließend folgte die Vorstellung eines externen, bereits seit längerem laufenden Projektes: Rolf Kappel vom Quartiersmanagement Witten trug seine Erfahrungen vor, da er der Frage nachgegangen ist, wie eine Stadt es schaffen kann, dass auch die Frauen vor Ort „ankommen“. Auch hier stellte sich heraus, dass ein wichtiger Punkt zur Nutzung der Kursangebote ist, dass eine Kinderbetreuung angeboten wird und auch die Infrastruktur angepasst wird, um z. B. um Kinderwägen abstellen zu können. Gut angenommen wird auch ein durch freiwillige Kräfte gestaltetes Sprachcafé, das als Idee der Migrantinnen selbst initiiert wurde und sich neben einer Schule befindet, um auf Deutsch auch über Alltagsdinge zu sprechen und überhaupt Kontakt zu anderen außer der eigenen „Community“ herzustellen.
Nach der Mittagspause abstrahierte Dr. Klaus Zeitler im Rahmen des Impulsvortags „DWK-Integration: Kontaktaufnahme –Interesse wecken – Im Gespräch bleiben“, seine Erfahrungen als DWK-Berater im Landkreis Dithmarschen. Dr. Zeitler wählte für seinen Vortrag als Beispiel der zielgruppenspezifischen Herangehensweise ein DWK-Projekt aus Wesselburen . Ein Thema, das für alle beteiligten Kommunen, trotz sehr vielfältiger Projektansätze, von zentraler Bedeutung ist, wie eine Befragung im Vorfeld des Austauschtreffens ergeben hat. Wesselburen erlebt seit ca. fünf Jahren einen starken Zuzug rumänischer Staatsbürger*innen. Welche Auswirkungen diese Veränderungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben, die Wirtschaft, sowie die demografische Entwicklung hat wurde durch Dr. Zeitler skizziert. Er argumentierte für eine kooperative Zielgruppenansprache (das „im Gespräch bleiben“ mit allen Akteur*innen) die notwendig ist, um die entstanden gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen lösen zu können.
Im Anschluss daran kam es zu einer kleinen Diskussion, basierend auf dem vorherigen Vortrag. Inhaltlich ging es um die Frage, wie die anderen Projekte das Thema der Zielgruppenansprache handhaben. Fazit der Veranstaltung: ein Austauschtreffen gerade in der zeitlichen Mitte des Förderzeitraums ist notwendig, um nicht nur die Projektideen zu erfahren, sondern die einzelnen Schritte der verschiedenen Prozesse zu verdeutlichen und von anderen zu hören, wie sie mit Problemen, nicht eingeplanten Hürden oder Ereignissen umgegangen sind.
Start des einjährigen Teilprojektes „DWK-Integration“
20.01.20Resultierend aus den bereits gesammelten Erfahrungen des Projektes Demografiewerkstatt Kommunen ist zum Januar 2020 ein neues Teilprojekt zum Thema Integration von Menschen mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund im Kontext des demografischen Wandels, kurz „DWK-Integration“, gestartet. Fünf kommunale Mikro-Projekte werden im Jahr 2020, mit insgesamt bis zu 15.000 Euro aus den Mitteln des BMFSFJ gefördert.
Alle an der DWK teilnehmenden Kommunen waren Ende 2019 im Rahmen eines Ideenwettbewerbs aufgerufen, ihre Projektvorschläge (strategische Ansätze oder umzusetzende Konzepte) einzureichen. Die Ergebnisse der Projekte sollen in die jeweilige kommunale Demografiestrategie einfließen, die im Rahmen der DWK entwickelt wurde, bzw. diese ergänzen.
Folgende fünf innovative und kreative Projektideen wurden unter allen eingegangenen Einsendungen ausgewählt:
- Verbesserung der Sprachkompetenz von Migrantinnen und Migranten
Ziel der Stadt Adorf/ Vogtland ist es, mit diesem Projekt die Sprachkompetenz von Migrantinnen und Migranten zu verbessern, durch den Ausbau der Sprachkurse. Des Weiteren sollen sie interkommunal besser organisiert bzw. mit anderen Strukturen vor Ort vernetzt werden. Dies geschieht mit Hilfe eines fest verfügbaren Schulungsraums, samt Bereitstellung einer Kinderbetreuung während der Sprachkurse, wie auch der Einrichtung eines Fahrdienstes zum Sprachenunterricht und zurück. Dazu ist eine entsprechende Evaluation geplant und im zweiten Halbjahr die Vernetzung mit regionalen Handwerks -und Wirtschaftsbetrieben im Hinblick auf eine Reduzierung des Fachkräftemangels, durch entsprechende Kurse, Praktika oder Ausbildungen.
- Mentoring-Projekt für Migrantinnen und Migranten mit akademischer Ausbildung
Der Kreis Dithmarschen initiiert ein Mentoring-Projekt mit Tandems aus Unternehmerinnen und Unternehmern sowie zugewanderten Frauen und Männern zur Vermittlung von akademischen Fach- und Führungskräften mit Migrationshintergrund an Unternehmen. Nach einer Bedarfserhebung folgt ein Ausbildungsworkshop für Mentorinnen und Mentoren, im Anschluss daran das Matching, bei dem es individuelle Mentoring-Einheiten geben wird und einen Abschlussworkshop der Tandems mit entsprechender Evaluation. Ebenso gehören die dauerhafte Einbindung und strategische Karriereplanung der Migrantinnen und Migranten sowie der Aufbau eines Netzwerks zur Förderung von Synergieeffekten zur Zielsetzung.
- Film und Materialien für Migrantinnen und Migranten zur Gesundheitsversorgung und Fachkräfteschulung im Gesundheitswesen
Die Erstellung eines Kurzfilms samt Übersetzung in bis zu zehn Sprachen zum deutschen Gesundheitswesen, mehrsprachliche Informationsmaterialien, Schulungen für medizinisches Fachpersonal sowie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, ist die Zielsetzung des Landkreises Emsland unter dem Thema „Altwerden im Emsland“ und in Bezug auf den vorhandenen Fachkräftemangel. Die Inhalte des Kurzfilms werden dazu in einer Arbeitsgruppe bestehend aus Kreisverwaltung, Hauptamtlichen und Migrantinnen und Migranten gemeinsam erarbeitet.
- Sprach- und Weiterbildungskurse für Migrantinnen
Die Förderung der Integration explizit von Frauen, um dadurch Bleibefaktoren für die ganze Familie zu generieren, ist der Hauptschwerpunkt des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Denn Frauen mit Migrationshintergrund fällt es aufgrund der ausgelasteten Betreuungsmöglichkeiten oft schwer, an Sprach- und Weiterbildungskursen teilzunehmen. Durch das Projekt sollen wöchentliche Sprachkurse und Veranstaltungen stattfinden, wobei verschiedene Dozentinnen und Dozenten aus den Bereichen Medizin, Verwaltung und Justiz über Themen wie Gesundheit, Impfungen, Anträge, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Frauenrechte informieren. Abgerundet wird das Angebot durch Frauensportkurse. Eine weitere Maßnahme ist die Einführung eines Nachhilfeunterrichts für Schulkinder mit Migrationshintergrund.
- Implementierungsprozess „Chancenportal“
Der Regionalverband Saarbrücken plant die Installation des onlinebasierten Chancenportals der Bertelsmann Stiftung. Diese Onlineplattform soll dafür genutzt werden, die umfänglichen Informationen über Bildungs- und Beratungsangebote für neu zugewanderte Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund, die in den insgesamt zehn Städten und Gemeinden des Regionalverbandes von Seiten der Verwaltung, von Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Kammern und Verbänden, Bildungseinrichtungen sowie ehrenamtlich tätigen Bürgern und Bürgerinnen vorgehalten werden, zusammen zu führen und zu bündeln.
Wie die Mikroprojekte belegen, ist das Ziel des Teilprojektes DWK-Integration, Angebote und Informationen im Bereich Integration auf kommunaler Ebene zusammen zu führen und zielgruppengerecht aufzubereiten. Es sollen neue Modelle für den Zuzug von ausländischer Bevölkerung (mit und ohne Fluchthintergrund) und deren Integration entwickelt werden. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Zivilgesellschaft und der Wirtschaft gefördert werden, um die Beteiligung aller Menschen vor Ort zu gewährleisten. Denn so entstehen für die Kommunen Halte- und Bleibefaktoren, verbunden mit der Chance, den Folgen regionaler demografischer Entwicklungen entgegenzutreten.
Die bisherige Arbeit der DWK zeigt, wie wichtig dabei auch Multiplikationsformate sind. Daher wird es im Rahmen des Teilprojektes DWK-Integration im September in Berlin ein „Jahrestreffen“ geben. Hierbei soll der Erfahrungsaustausch und die kollegiale Beratung der Akteurinnen und Akteure untereinander und mit anderen Erfahrungsträgern unterstützt werden. Durch die Multiplikator-Funktion von DWK-Integration soll nach Projektabschluss für alle interessierten Kommunen in Deutschland die Möglichkeit gegeben sein, die Ergebnisse dieser fünf Mikroprojekte für die eigene Arbeit zu adaptieren.